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Fußballmärchen 1. FC Union Berlin? Sport zwischen Konkurrenz, Kommerz und Klubkultur

Heute spielt der ostdeutsche Traditionsverein 1. FC Union Berlin ebenso in der ersten Bundesliga wie RB Leipzig – ihre Wege dorthin waren aber sehr unterschiedlich. Nicht nur im Fußball ging es 1990 um die Frage, wie man die verschiedenen Sportsysteme, die Ligen und die Nationalmannschaften zusammenführen sollte. In der DDR war der Sport staatlich gefördert und gelenkt worden, die Neustrukturierung in Ostdeutschland nach 1990 betraf daher alle Ebenen vom Breiten- bis zum Leistungssport. Mit der Wiedervereinigung wurde auch im Osten ein föderales System und eine Vereinslandschaft etabliert, die bis heute von vielen Ehrenamtlichen getragen wird. 1992 trat erstmals seit 1964 eine gesamtdeutsche Olympiamannschaft bei den Olympischen Winterspielen in Albertville an.

Fußballfans reißen die Arme in die Luft und jubeln.
Bildnachweis: Bundesstiftung Aufarbeitung, Harald Schmitt, Bild Schmitt_393

Am 27. Januar 1990 feierten Hertha BSC und der 1. FC Union mit einem Freundschaftsspiel die Öffnung der Mauer im Berliner Olympiastadion. Über 50.000 Fans sahen das Freundschaftsspiel und zahlten fünf Mark Eintritt – egal, ob D-Mark oder Ost-Mark. Von der heutigen Rivalität der beiden Vereine war bei diesem Spiel noch nichts zu spüren. Die kommenden Jahre stellten viele ostdeutsche Profiklubs aber auf eine Belastungsprobe. Sie mussten sich an ein westdeutsches Vereins- und Liga-System anpassen, das sehr kommerziell ausgerichtet war. Viele im Westen bezweifelten die Wirtschaftlichkeit der Ost-Klubs. Ab der Saison 1991/92 durften daher nur zwei der 14 DDR-Oberliga-Teams in der Bundesliga starten. Diese vergrößerte sich damit auf 18 Vereine.

 

Chris Lopatta trägt eine schwarze Mütze mit "1. GC Union Berlin" und einen rot-weiß gestreiften Fanschal. Er lächelt in die Kamera.
Chris Lopatta; Bildnachweis: privat

Chris Lopatta kommt aus Ost-Berlin und ist schon seit 1977 Fan vom 1. FC Union Berlin. Über den Wandel von seinem Club nach 1989 sagt er:

 

„Für uns Unioner ist das, was wir gerade erleben (Bundesliga, Europapokal) immer noch wie ein Wunder. Keiner von uns, der schon zu DDR-Zeiten zu Union gegangen ist, hätte jemals gedacht, dass so etwas unserem kleinen Ostberliner Underdog-Verein mal passieren würde. Dafür sind wir sehr dankbar und genießen diese traumhafte Zeit. Wir Unioner haben uns diesen Erfolg aber auch gemeinsam hart erarbeitet. Wir haben unser Stadion selbst gebaut, wir haben Blut gespendet, Geld gesammelt und immer – auch in den sportlich erfolglosesten Zeiten – unseren Verein bedingungslos unterstützt. Liebe kennt keine Liga. Eisern!“

 

TIPP: Zeitzeugen wie Chris Lopotta findet ihr in Online-Portalen wie dem Zeitzeugenbüro. Ihr könnt aber auch bei euch in der Region auf Spurensuche gehen. Habt ihr euch schon mal gefragt, ob und wie sich euer Verein oder Lieblingssport nach 1989/1990 verändert hat?

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