Rechtsradikalisierung der ostdeutschen Jugend

Rechtsextremismus nach 1990 als Folge der Transformation?

Alter: 15 Jahre | Format: Magazin | Oberschule Brandis | Brandis, Sachsen

Thema
War die deutsche Einheit ein Grund für verstärkt auftretenden Rechtsextremismus der ostdeutschen Jugendlichen in der Transformationszeit? Um diese Frage zu beantworten, führten die beiden Schülerinnen ein Zeitzeugeninterview mit Manuel Bauer, einem Aussteiger aus der rechtsradikalen Szene in Sachsen. Ihre Erkenntnisse fassten sie in einem Magazin zusammen. Darin gehen sie auf die Strukturlosigkeit und Unsicherheit ostdeutscher Jugendlicher in den 1990er-Jahren ein, beschreiben ihre wirtschaftlichen Ängste und die Perspektivlosigkeit und betonen, dass rechte Verschwörungsideologien in dieser Situation sowohl einfache Antworten als auch ein klares antisemitisches und rassistisches Feindbild gegeben hätten. Die Schülerinnen kommen zu dem Fazit, die Wiedervereinigung sei größtenteils der Grund der steigenden rechten Gewalt (gewesen). Sie betonen, Rechtsradikalismus würde damals wie heute unterschätzt und plädieren an alle, sich für die Demokratie und eine gleichberechtigte Gesellschaft einzusetzen.

Umsetzung
Die Schülerinnen haben einen circa 20-seitigen Textbeitrag erstellt. Neben dem Zeitzeugeninterview mit Manuel Bauer stützen sie sich außerdem auf sein 2012 veröffentlichtes Buch.

Syrer in Deutschland

Syrer im Wandel der Zeit in Deutschland – ein Erfahrungsbericht!

Alter: 17 | Format: Podcast | Schule: Evangelisches Kreuzgymnasium | Dresden, Sachsen

Thema
Der Beitrag nimmt die Erfahrungen von Menschen anderer Herkunftsländer während der Umbruchsjahre 1989 und 2015 in den Blick und setzt so einen spannenden Gegenwartsbezug. Die Mädchen interviewten hierfür einerseits die Eltern einer Mitschülerin und zeichnen die Biografie ihres syrischen Vaters seit 1984 in Deutschland nach. Außerdem beleuchten sie dessen persönliche Wahrnehmung und Einschätzung der Transformationszeit. Diese Erfahrungen setzen sie andererseits in Bezug zur Situation 2015 und den Erfahrungen eines jungen syrisch-palästinensischen Geflüchteten. Die beiden Interviews stellen sie einander gegenüber und ziehen den Schluss, dass die deutsche Einheit als ein positiver Wendepunkt im gesellschaftlichen Zusammenhalt verstanden werden kann, der für alle ehemaligen DDR-Bürger ähnlich viele Chancen und Herausforderungen gebracht hat. Das Jahr 2015 als neuerliches Umbruchsjahr hat indessen das Thema Hautfarbe wieder stärker als Distinktionsmerkmal hervorgehoben. Sie schließen mit dem Appell, dass Diskriminierung in Deutschland keinen Platz haben darf.

Umsetzung
Die Zeitzeugeninterviews sind Kernelement des 15-minütigen Podcasts. Die Erzählung der Zeitzeugen wird darüber hinaus immer wieder sachlich eingeordnet. Durch das Einspielen von syrischer Musik zum Verbinden der einzelnen Teile wirkt der Beitrag qualitativ sehr hochwertig.

Ausschnitt aus dem Beitrag


(UN)ERHÖRT

Die Äußerung des individuellen Freiheitsverständnisses junger Musiker*innen nach dem Mauerfall in gesungenen Liedtexten

Alter: 16 Jahre | Format: Magazin | Gymnasium Bürgerwiese Dresden | Dresden, Sachsen

Thema
Die Musik als Sprache der Freiheit, damals wie auch heute: Die Jugendlichen gehen in ihrem Magazin der Frage nach, wie sich das Freiheitsverständnis junger Musiker und Musikerinnen in ihren Liedtexten nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung widerspiegelte. Werden die Umbruchserfahrungen in den Songtexten sichtbar? Dabei gehen sie sowohl auf die westliche- als auch auf die östliche Perspektive ein und analysieren vier bekannte Liedtexte, die nach dem Ende der DDR gesungen, wiederentdeckt oder neu geschrieben wurden. Infolgedessen stellen die Gruppe Mentalitätsunterschiede zwischen ost- und westdeutschen Musikern und Musikerinnen fest.

Umsetzung
Die Jugendlichen haben ein 28-seitiges Magazin gestaltet, welches den Titel „(UN)ERHÖRT“ trägt.

Fußball in (Ost-)Deutschland

Alter: 17 | Format: Radiobeitrag | Schule: Evangelisches Kreuzgymnasium | Dresden, Sachsen

Thema
Was war eigentlich mit dem Fußball in Ostdeutschland? Ausgehend vom Aufstieg des 1. FC Union Berlin im Mai 2019 fragen die Schüler, warum die meisten Vereine der DDR-Oberliga nicht in der Bundesliga vertreten sind. Sie vergleichen die Situation der Vereine im geteilten Deutschland miteinander und zeigen die Lage nach dem Mauerfall auf. Spieler konnten jetzt die Vereine wechseln. Viele westdeutsche Vereine erwarben für wenig Geld zahlreiche ostdeutsche Profispieler. Die Jugendlichen beleuchten, wie nach der deutschen Einheit eine Liga aus zweien wurde und wie zur bis dahin aus 16 Teams bestehenden Bundesliga nur zwei der besten DDR-Teams stießen. Auch die Fusion der Nationalmannschaften haben die Jugendlichen im Blick und verdeutlichen, dass ostdeutsche Vereine zwar abstiegen, aber die starken ostdeutschen Spieler blieben. Die Schüler resümieren, dass den ostdeutschen Fußballvereinen Unrecht zugefügt wurde, inzwischen aber viel getan werde, um diese Fehler wiedergutzumachen. Der 1. FC Union Berlin sei das beste Beispiel dafür, dass der Osten zurückkehre.

Umsetzung
Die Jugendlichen haben einen sehr professionellen 20-minütigen Radiobeitrag produziert. Neben ihren eigenen Stimmen sind immer wieder historische Aufnahmen und Musikstücke eingeblendet. Entstanden ist ein Beitrag, der nicht nur Fußballfans Spaß beim Hören bereitet.

Kurzfilm Preisverleihung

 

Ausschnitt aus dem Beitrag

Gegen das Vergessen – Hoyerswerda 1991

Gegen das Vergessen – Hoyerswerda 1991

Alter: 16 – 18 Jahre | Format: Ausstellung| Léon-Foucault-Gymnasium | Hoyerswerda, Sachsen

Thema
Am historischen Ort selbst beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler in ihrem Projekt mit den mehrtägigen, rassistischen Angriffen auf ehemalige mosambikanische Vertragsarbeiter und -arbeiterinnen sowie ghanaische Geflüchtete in Hoyerswerda 1991. Die Gruppe recherchierte Ablauf und Hintergründe der Ausschreitungen und beschäftigte sich mit den Folgen für Betroffene und dem Umgang der Stadtgesellschaft mit den Geschehnissen. Besonders profitiert die Arbeit von persönlichen Erinnerungen zivilgesellschaftlicher Akteure, thematisiert aber auch die Rolle jugendlicher Neonazis und Angriffe auf Jugendclubs dieser Zeit. Die Jugendlichen erörtern außerdem die gesellschaftlichen Reaktionen und Folgen der Übergriffe.

Umsetzung
Die Jugendlichen haben eine Ausstellung mit neun Tafeln erstellt, die neben einer Darstellung der Ereignisse eine Vielzahl an Bildern und Zitaten sowie die Transkripte der Zeitzeugeninterviews umfasst.

Lebenswandel auf der Festung Königstein

Veränderung der Bewohner durch das Jahr 1989

Alter: 14–16 | Format: Instagram-Profil | Schule: Friedrich-Schiller-Gymnasium | Pirna, Sachsen

Thema
Die imposante Festung Königstein liegt mitten im Elbsandsteingebirge und ist seit 1946 teilweise bewohnt. In ihrem Beitrag untersuchen die Jugendlichen das Leben der Bewohner und geben Einblicke, wie sich 30 Jahre deutsche Einheit auf die Menschen und den Ort ausgewirkt haben. Hierzu führten sie fünf Zeitzeugeninterviews und recherchierten Bildmaterial in den Archiven der Festung.

Umsetzung
Das Ergebnis halten die Jugendlichen in einem Instagram-Profil fest, das sehr gut strukturiert und designt ist. Ein Part gibt Einblick in den Aufbau der Festung. Ein weiterer Teil widmet sich dem Leben der Festungsbewohner vor 1989 und beschreibt deren Alltag und Selbstwahrnehmung. Neben den ganz individuellen Erfahrungen am Tag des Mauerfalls befasst sich ein weiterer Teil mit den Umbrüchen im Leben der Bewohner und den Umbauten auf der Festung nach der Einheit. Abgerundet wird dies mit einem Einblick in den Alltag der Bewohner heute. Dabei gelingt es den Schülerinnen und Schülern mit ihrem jugendnahen Format immer wieder, die Besonderheiten eines solch abgeschlossenen Lebens auf der Festung herauszustellen – beispielsweise durch Storys und Filme.

Einkaufen mit Papa

Einkaufen mit Papa. Konsum im geteilten Deutschland.

Alter: 17 Jahre | Format: Comic | Gymnasium Burgstädt | Burgstädt, Sachsen

Thema
„Wir hatten ja nichts“, „Früher war alles besser“ und „Irgendwann brauchen wir das“. Diesen Aussagen begegneten zwei Schülerinnen immer wieder. Ausgangspunkt ihrer Recherchen zum Thema „Konsum in der DDR und nach dem Mauerfall“ waren Gespräche mit Familienmitgliedern, die in der DDR gelebt haben. Ihre Ergebnisse verarbeiteten sie in einem dreiteiligen Comic, der einen Supermarktbesuch von Vater und Kind visualisiert. Den beiden Schülerinnen gelingt ein historischer Rückblick in die schwierige Versorgungslage nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1950er-Jahre. Mit dem Fall der Mauer schwanden auch die alltäglichen Herausforderungen beim Einkaufen. Die Vervielfältigung des Warenangebots, die den Protagonisten zunächst überfordert, führte jedoch auch zu einer Verdrängung ostdeutscher Produkte in den Supermarktregalen sowie zu Preissteigerungen. Die Brücke zu Heute schlagen die Schülerinnen mit der Frage, inwiefern sich einige Einkaufspraktiken, wie der Vorratskauf, aus der DDR bis heute gehalten haben. Dadurch machen die Schülerinnen auf den Mentalitätswandel zwischen der jüngeren und älteren Generation aufmerksam.

Umsetzung
Die Ergebnisse ihrer Recherchen setzen die beiden Schülerinnen in einem händisch gezeichneten, dreiteiligen Comic um, das insbesondere jüngere Zielgruppen zu einer Auseinandersetzung mit der Thematik „Konsum im geteilten Deutschland“ einlädt.

Von der Straße ins Museum – Digitale Ausstellung

Volkskammerwahlen im März 1990 – Quellen von 1989/90 erlebbar gemacht

Alter: 14–17 | Format: Digitale Ausstellung | Schule: Gymnasium Dresden-Plauen | Sachsen

Thema
Wissen zur Umbruchszeit erlebbar und diskutierbar machen – das war das Ziel der Schülerinnen bei ihrem Projektbeitrag. Dazu widmen sie sich den Volkskammerwahlen im März 1990. Sie erfassten unglaubliche 600 Archivalien zur Volkskammerwahl aus einem Privatarchiv, digitalisierten diese und werteten Wahlkampfmaterialien aller damaligen Parteien mithilfe von Zeitzeugeninterviews aus. Die daraus entstandene PowerPoint-Präsentation ist so strukturiert, dass die einzelnen Folien jeweils Hintergrundwissen zu den Ereignissen rund um die deutsche Einheit geben, zugleich aber auch Raum für Anregung, Kommentierung und Interaktion eröffnen.

Umsetzung
Die Schülerinnen erstellten eine digitale und interaktive Ausstellung in Form von einer 20 Seiten umfassenden PowerPoint-Präsentation. Die virtuellen Besucher der Ausstellung können einzelne Sachverhalte und Folien kommentieren oder gar ergänzen. Dies wird anhand von Gedankenblasen verdeutlicht. Dadurch soll eine Art Forum entstehen, das zum Dialog einladen soll.

Das Schicksal von Menschen mit Behinderung

Euthanasie, Verleumdung, Bevormundung und dann? Das Schicksal von Menschen mit Behinderung im Kontext der Wende

Alter: 17 | Format: Zeitschrift | Schule: Gymnasium „Am Breiten Teich“ | Borna, Sachsen

Thema
Die Schülerinnen und Schüler aus Borna gehen der Frage nach, wie sich der staatliche Umgang mit den Themen Inklusion und Behinderung in Deutschland von der Zeit vor der deutschen Einheit bis heute gewandelt hat. Dafür beleuchten sie zunächst die Situation in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR und gehen anschließend auf die Gründung der Lebenshilfe Borna in den frühen 1990er Jahren ein. Die Gruppe sieht es als positiv an, dass mit der deutschen Einheit erstmals auch eine umfassende finanzielle Unterstützung für alle Menschen mit Behinderung ermöglicht wurde, unabhängig von der Art der Einschränkung. Einen Nachteil sehen sie in der deutlichen Abtrennung von der Mehrheitsgesellschaft. Bis zur vollständigen Inklusion wäre es noch ein weiter Weg, schlussfolgern die Jugendlichen.

Umsetzung
Ergebnis ihrer Arbeit ist eine kleine Zeitschrift mit einem Umfang von 7 Seiten. Die Schülerinnen und Schüler recherchierten zum Thema online und führten ein Interview mit dem heutigen Leiter der Lebenshilfe Borna.

Ausschnitt aus der Zeitschrift

 

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